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Kurz-Novellen von Rudy Ernst
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Inhalt:
Meine Lebensgeschichte
Das Herbstblatt

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Meine Lebensgeschichte

     Es fällt mir nicht leicht, meine Lebensgeschichte zu erzählen, denn zum einen weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll, und zum andern kann ich diese Geschichte nur mündlich und in meiner eigenen Sprache erzählen, weil ich ja nie das Schreiben gelernt habe, und die meisten anderen Lebewesen meine Sprache gar nicht verstehen können.
     Ich sage, ich weiß nicht, wo ich mit meiner Lebensgeschichte anfangen soll, weil mein Leben ganz allgemein nicht erst bei der Geburt begann, und ich gar nicht wirklich geboren wurde, denn in der Evolutionsgeschichte sitze ich noch soweit in der Mitte, dass ich mich mit meinen Artgenossen nur durch ein gelegentliches Rauschen im Winde verständigen kann. Aber man braucht ja nicht immer zu sprechen, um sich zu verstehen. Und wenn ich mir überlege, was doch die Menschen mit ihren vielen Sprache in den vergangenen 200 Jahren so alles angestellt haben, so darf ich beinahe stolz sein auf mein stumm geglaubtes Leben.
     Ja, und da ich nun schon etwas von meinem Leben preisgegeben habe, so will ich meine Geschichte eben auch vor 200 Jahren beginnen. Du wirst dich fragen warum ich denn weiß, dass ich schon 200 Jahre alt bin? Nun, das ist ganz einfach: ich muss mich nur auf meinen mittleren Körperteil konzentrieren und meine Jahresringe zählen. Die Zahl 200 wird dir ja schrecklich hoch erscheinen, aber die Zeit ist so schnell vorbeigesaust, dass ich es selber kaum glauben kann. Ich denke übrigens, die kleinen Leuchtkäfer, die im Sommer um meine Krone herum fliegen, denken von sich selber auch, sie hätten ein so schrecklich kurzes Leben, obschon doch jede Minute bei Ihnen wie ein ganzes Jahr zählen muss.
     Du denkst nun sicher, weil ich soeben von meiner Krone gesprochen habe, ich sei ein König. Das stimmt aber nur ganz bedingt, obschon ich mich tatsächlich oft wie ein König fühle. Aber Könige haben ja immer viele Untertanen, die ihnen gehorchen müssen. Mir muss niemand gehorchen von den vielen Lebewesen, die sich unter meinem Schutz herum tummeln.
     Da stand vor etwa 200 Jahren auf dem Hügel dort am Horizont einmal ein Schloss, aber das haben sie in den letzten paar Kriegen so zerstört, dass nur noch einige Ruinen herumstehen, die jetzt jedes Wochenende viele Menschen anziehen, die mit großen Gebärden über ihre Geschichte herum prahlen, auf die sie so schrecklich stolz sind, ohne zu erwähnen, wie viele Soldaten dort umgekommen sind, und wieviele Steine sie von dem zusammen geschossenen Schloss zum Aufbau ihrer Stadtmauer abgeschleppt haben, die sie dann auch wieder irgendwann zusammen schießen werden, was dann wiederum ein neues Kapitel in ihrer großartigen Geschichte eröffnet, und so weiter… Du verstehst, wie das alles bei den Menschen so geht, die immerzu auf etwas Unsinniges so ganz schrecklich stolz sind, was dann schon 100 Jahresringe später gar nicht mehr existiert.                                                                             *
     Aber ich will ja meine eigene Lebensgeschichte erzählen, und wie aus meinem Stammbaum ein Baumstamm geworden ist. Das kam nämlich so: vor 200 Jahren ging ein schönes Mädchen durch den damals großen Eichenwald auf dem Hügel dort drüben, der jetzt schon lange nicht mehr existiert, weil sie ihn schon längst zusammen gehauen und das Brennholz auf ihren Feuerstellen zu Asche verbrannt haben. Dort sammelte das schöne Mädchen am Boden die vielen kleine Eicheln auf, die alle von meinen Vorfahren stammten, um sich einen dieser schrecklich schmeckenden Eichelkaffees zu brauen, denn es war gerade wieder einmal Krieg, und die Menschen konnten deshalb keinen richtigen Kaffee mehr kaufen. 
     Hier, auf diesem Hügel, fiel nun dem Mädchen eine solche Eichel aus der Schürze, die bei dem vielen Regen in jenem Jahr eine kleine Wurzel schlug, aus der ich (es ist ja kaum zu glauben) in den kommenden 200 Jahren zu dieser riesengroβen Eiche geworden bin.
     Das war aber alles nicht so einfach, wie es jetzt klingen mag, denn schon bald darauf kam ein kleiner Hase hergehüpft und fing genüsslich an, meine ersten Blätter zu zerkauen. Wäre da nicht in demselben Augenblick ein Jäger vorbeigekommen, der den Hasen kurzerhand erschoss, um daraus für seine Familie einen Hasenbraten zu bereiten, so hätte mein junges Leben damals schon ein jähes Ende genommen. Aber ein Jahr später, im Frühling, bekam ich dann doch ein paar neue Blätter, und nach drei weiteren Wintern, wo ich meine Blätter immer wieder verloren hatte, war aus mir schon ein kleiner Eichenstrauch geworden. 
     Da wäre mein Leben beinahe ein zweites Mal ganz plötzlich zu Ende gegangen, weil nämlich der Bauer, dem diese riesige Wiese gehörte, seinen Sohn heraus schickte, mit dem Auftrag, er müsse alle Büsche ausreissen und das ganze Land umpflügen, um daraus ein Kornfeld zu machen. Glücklicherweise gab es aber da schon wieder einen Krieg, und der Bauernsohn wurde in der Schlacht getötet. Und als der Krieg ganze zehn Jahre später endlich zu Ende ging, da war aus mir schon eine kleine Eiche geworden, die man nicht mehr so einfach ausreissen konnte. 
     Wenn du nun aber denkst, das Leben sei für mich von dem Zeitpunk an ganz einfach geworden, so irrst du dich ganz gewaltig, denn das Leben ist immer ein Kampf ums Überleben, ob du nun ein Mensch bist, oder eben ein Baum wie ich, und ob noch so jung wie du, oder schon so alt wie ich. Immer und überall muss man sich wehren, denn jeder Mensch und jeder Baum denkt ja schlussendlich nur an sich selbst, und wie er, auf Kosten von vielen andern, den vielen Gefahren zum trotz, sein eigenes Leben genießen kann. In meinem Falle waren es hauptsächlich die vielen bösen Nagetiere und Insekten, die mir mein junges Leben zur Hölle machten: Da gab es die Maulwürfe und die Engerlinge, die an meinen Wurzeln herum fraßen, und oberhalb des Bodens knabberten die Ameisen, die Raupen und die Läuse an mir herum und fraβen sich duch meine Blätter, bis ich in einem besonders schlimmen Jahr beinahe daran zu Grunde gegangen wäre. 
     Aber Eichen sind ja zähe Bäume, und so ließ ich mich von all dem Ungeziefer und den vielen Krankheiten nicht so einfach umbringen. Doch kaum hatte sich um meinen Stamm eine robuste Rinde gebildet, als da auch schon der Borkenkäfer mit seiner Familie einzog, um sich an meinem schönen Holz gütlich zu tun.                                     
​                              *

     So schlimm wie nun all meine Sorgen klingen (und auch tatsächlich waren), so wäre es doch ungerecht von mir, wenn ich euch heute nicht auch von den schönen Seiten meines Lebens berichten würde. Es ist ja nicht umsonst, dass ich selbst und die Eicheln an mir von den Menschen nicht nur in ihren Gedichten und Liedern besungen werden, sondern sich oft auch in den Familienwappen als Symbol für Kraft und Schönheit wiederfinden. Ja ich freute mich an meinem Leben, war ich doch schon als ganz kleiner Baum stolz auf meinen schönen Blätterschmuck, und genoss den warmen Sonnenschein bei schönem Wetter ebensosehr wie den Regen an den grauen Tagen, der meine Wurzeln sprießen und wachsen ließ, bis ich dann schon nach den ersten 20 Jahren als stattliche Eiche ganz allein auf meinem Hügel stand, wo die jungen Liebespaare sich in meinem Schatten liebkosten, und sich (leider) auch oft mit ihren scharfen Messern in meiner Baumrinde verewigten. Aber ich nahm es ihnen nicht übel, denn als ich etwa 50 Jahre alt war, hatte ich schon so viele böse menschliche Schicksale unter meiner Baumkrone mit ansehen müssen, dass ich mich immer wieder freute, wenn sich glückliche Menschen auf die kleine Bank setzten, die sie inzwischen in meinen Blätterschatten gestellt hatten, um dort ihr gemeinsames Glück zu genieβen.
     Ja, und die gröβte Freude bereiteten sie mir, wenn sie dann nach ihrem Liebesakt aufstanden und mich so fest umarmten, dass in mir das wohlige Gefühl erwachte, auch ein wenig an ihrer Liebe teilhaben zu dürfen.                                                                                                   *
     So folgte ein Jahr dem andern, wie es eben so geht mit all dem Leben hier auf Erden, und aus mir wurde über die Jahre das, was die Menschen eine knorrige alte Eiche nennen, die auch ihnen als Symbol für ein erfülltes Leben dient. Im Frühjahr entsprang aus meinen Knospen jährlich ein Blätterwald, in denen die kleinen Singvögel ihre Nestchen bauten und am frühen Morgen ihr wunderschönes Vogelkonzert laut in den Himmel pfiffen; im Sommer freute ich mich an meinen reifen Jahren, in denen ich weniger ums Überleben kämpfen musste, und wo ich nun selbst zu einem Symbol von Stärke, Schönheit und Lebensfreude mitten in der prächtigen Natur geworden war; im Herbst dann wurden meine grünen Blätter zu einem riesigen, gelb und rot gefärbten Strauβ, der sich gegen den intensiv-blauen Herbsthimmel ganz besonders schön abhob, bevor dann mein prächtiges Blätterwerk durch die garstigen Novemberstürme von meinen Ästen weggefegt wurde; im Winter aber kamen die fröhlichen Kinderscharen mit ihren Schlitten im Schnee zu mir auf den Hügel gestapft und steckten auch mich mit ihrer Fröhlichkeit an. Ich wollte Ihnen aus meinem Leben erzählen, von der großen, klaffenden Wunde in meinem dicken Stamm, wo der Blitz einmal eingeschlagen hatte, von den vielen Soldaten, die über die Jahre mit ihren Verletzungen in meinem Schatten gelegen hatten. Ich wollte ihnen von den Lebenden, den Toten, den Trauernden, von den Alten und den Jungen all meine Geschichten erzählen. Aber die Kinder wollten nicht hinhören, denn wenn man jung ist will man noch nichts von den Unbillen des Lebens wissen, und es ist gut so.                                                                                *
     Ja, und dann kamen vor einigen Jahren ein paar Männer mit einem Messband, das sie um meinen Stamm legten und den Umfang und die Höhe davon maβen. Ich kannte die Menschen inzwischen und sah ihnen gleich an, wie raffgierig sie alle waren und aus mir Geld machen wollten. Dann lachten sie alle so böse, dass ich kaum ahnen wollte, was nun passieren würde. 
     Zwei Tage später kamen zwei von den Burschen mit einer riesigen Bandsäge zurück und begannen kurzerhand, meinen Stamm ganz unten am Boden durchzusägen. Ich schrie so laut wie ich nur konnte und wollte ihnen zurufen, wie viele Menschen hier schon unter meiner Krone so glücklich gesessen hatten, aber sie konnten -oder wollten- mich nicht hören. Sie schnitten alle meine Äste ab, fuhren mich mit einem riesigen Lastwagen zu einer Sägerei, und zersägten mich dort zu langen Brettern, aus denen sie später ihre Eichenkschränke zimmerten. 
     Ich weiß bis heute nicht genau, was aus all dem prächtigen Holz später geworden ist. Glücklicherweise kam aber ein Bildhauer bei der Sägerei vorbei und rettete ein schönes Stück Holz von mir. Dann ging er zurück in sein Atelier, schnitzte aus meinem Innern ganz sorgfältig einen kleinen Buddha heraus, und stellte mich in seinem Hause auf ein kleines Podest, wo ich nun schon seit Jahren als ein friedliches Symbol für gutes Karma sitze und den Menschen, stumm lächelnd und lautlos, meine Geschichten vom allgemeinen Leben hier auf Erden erzähle.
     Aber ich weiß ja schon: Die Menschen werden nicht auf meine Lebensgeschichte hören, um daraus für sich selbst etwas zu lernen. Denn Erfahrung ist leider etwas, was man nicht an andere vermitteln kann. Und doch glaube ich fest daran, dass ich nun als kleiner Buddha den Menschen in diesem Hause viel gutes Karma und Glück bringe.


Virginia, den 2. Dezember 2013


Das Herbstblatt

     Ich lag trübsalblasend in meinem breiten Bett unter meiner Daunendecke im zweiten Stock unseres Hauses und schaute angeekelt hinaus auf die dicke, kalte, nasse, sprichwörtlich allgegenwärtige, herbstliche Nebelschicht über diesem gottverlassenen, kleinen Ort, der mich nie gefragt hatte, ob ich ihn meine Heimat nennen wollte. Auch meine Eltern, die sich am Vorabend wieder einmal so zerstritten hatten, wie man sich eben streitet, wenn man plötzlich einen Haufen Geld erbt -- auch sie hatten mich ja nicht gefragt, ob es mir denn genehm sei, in ihre schlechte Ehe einzutreten, obschon besonders mein Vater schon seit über zwanzig Jahren die unsinnige, aber damals in der Schweiz weit verbreitete, Ansicht vertrat, Kinder seien eine Art Ware, die man entweder wie ein Kunstobjekt in einer kitschigen Vitrine zur Schau stellt, oder aber ihnen Befehle erteilt, damit sie demselben unbedingten Gehorsam unterworfen werden, wie es in der wehrpflichtigen sogenannten Schweizer Militärsoldantenarmee jedem jungen Mann nach preuβischem Vorbild eingetrichtert wurde.      
     Ich lag also in meinem Bett und hing meinen Träumereien und der vordergründigsten Frage nach, wie lange es denn noch dauern müsse, bis ich endlich, endlich diesem lauwarmen Umfeld entrinnen könne, als ich am oberen Ende meines Zimmerfensters ein farbenprächtiges Blatt erspähte, das es sich in seinen Blätterkopf gesetzt hatte, sich zwar ohne Wind, aber trotzdem wie ein sprichwörtliches Blatt im Winde aus dem noch immer farbigen Blätterwald des Kastanienbaums vor meinem Fenster loszulösen, und sich gaukelnd, wie ein kleines Baby mit roten Pausbacken in der Wiege, in seiner rot-grün-gelben Existenz auf mein Fenstersims nieder zu lassen.
     Da Kastanienblätter von Natur aus gröβer sind als ihre Kollegen von den umliegenden Bäumen, so war meine erste Reaktion, dieses unverschämte Ding, das die Körnchen des Vogelfutters für meine einzigen kleinen Freunde, die mich verstanden -nämlich die fröhlichen kleinen Kohlmeisen- zu überdecken, um es kurzum mit einer einzigen Handbewegung seiner erdgebundenen Schwerkraft zu übergeben. Da gebot mir aber eine unerwartete, innere Stimme, das Fenster zu öffnen und dieses sterbende Objekt sorgfältig in meine Hand zu nehmen, um es, wie durch eine unverhoffte innere Beziehung zu mir selbst, genauer zu betrachten.
     Seit Jahren hatte ich Bücher und Broschüren gelesen und studiert, die meine Mutter von ihren Yoga-Stunden beim Zürcher Guru Jesudian in unserem Hause herumliegen hatte, ohne dass ich es -trotz unzähliger Versuche- bei meiner „zwirbeligen“ Art je geschafft hätte, mich körperlich oder geistig auch nur halbwegs auf das akzeptable Niveau eines Yoga-Schülers zu erheben. Nun aber fühlte ich, wie mir dieses eine von tausend fallenden Kastanienblättern so viel innere Zuversicht und  Frieden spendete, dass es mir quasi als Katalisator für meine innere Ruhe nach dem Yoga-Motto „Es ist alles so, wie es ist, und es ist gut so“ diente, wie sie meinem langweilig-banalen Schülerdasein bisher fremd gewesen war.
     Unversehens mündete meine Negativ-Spirale in eine Serie philosophischer Betrachtungen ein, wonach Natur jedem von uns einen nie versiegenen Schatz von Schönheit und Harmonie mit auf den Lebensweg gegeben hat. Ich hielt das unscheinbare Ding ganz nahe an meine Augen, um die feine Handwerklichkeit seiner natürlichen Farbpalette, in ihrem prächtigen grün-gelb-roten Kleid, wie ein fremdes Kleinod mit gröβtem Interesse zu bestaunen. Mit einem Male verschwanden meine düsteren Gedanken im nebligen äusseren Umfeld und machten einer unerwartet positiven Gemütswallung Platz, die mich unversehens in eine verschönerte Gegenwart zurückrief, in der ich schon bald ein friedliches Liedlein pfiff und mir aus dem Kühlschrank im unteren Stock ein Glas süβer Limonade holte, die mir in meinem neuen geistigen Zustand besonders gut schmeckte.                                                         *
     Am folgenden Tag verteilte unser Deutschlehrer, Dr. Steiner, an jeden von uns Mittelschülern ein weiβes Blatt Papier, weil unsere Klasse zu dem phantasielosen Thema „Dies ist der Herbst“ einen Aufsatz schreiben sollte.
     Dr. Steiner war ein hagerer, etwa fünfundvierzig Jahre alter, netter Mann aus gehobenen Schaffhauser Kreisen, der zu dem Menschenschlag gehörte, wo sich der Kopf etwa im zwanzigsten Lebensjahr dem Alterungsprozess entzieht, während der Rest des Körpers, wie ein knorriger Baum, langsam verwittert. Die blonde Locke über dem oberen Teil seiner Stirne muss schon im Jünglingsalter sein Haupt geschmückt haben, als er sich ehemals mit sieben anderen Schaffhauser Kollegen bei den Olympischen Spielen in Berlin im Jahre 1936 beim rudern die Goldmedaille im „Achter“ geholt hatte, um gleich danach von den Silbermedaille-Gewinnern beinahe gelyncht zu werden. Die Schaffhauser Mannschaft hatte jahrelang zuvor durch das bitterste Januar-Wetter mit ihren Rudern Löcher ins Eis des rheinischen Hinterwassers gehackt, um sich nach dem harten Training im Eiswasser abzukühlen, mit dem Ergebnis, dass er vor lauter Ischias-Schmerzen als Kantonsschullehrer schon damals kaum mehr gehen konnte.
     Dr. Steiner war ein besoders liebenswürdiger Mensch, der eben nur nie hätte Deutschlehrer werden sollen. Nicht dass es ihm an Wissen gefehlt hätte, denn er war ausserordentlich belesen und kultiviert. Aber er gehörte zu den unglücklich-resignierten Menschen, die wissen, dass sie eigentlich in ihrem Leben einen anderen Beruf hätten wählen sollen. Und zwar nicht wegen des Geldes, denn davon hatte er von zuhause aus genug, sondern weil ihm ganz einfach die Leidenschaft fehlte, bei jungen Menschen ein Feuer für ihre Muttersprache zu entfachen. Seine Vorträge über die deutsche Literatur waren nicht nur gespickt mit rein grammatischen Betrachtungen, sondern wirkten so unbeteiligt langweilig wie jene Menschen, die ständig an einen Punkt in der rechten oberen Zimmerecke starren, wenn sie mit einem reden.
     Zwei Tage nach der Klausur gab mir Dr. Steiner den korrigierten Schulaufsatz mit der Note „genügend“ zurück, was damals ebensoviel hieβ wie „ungenügend“, nur eben etwas netter ausgedrückt. Ich hatte meinen Aufsatz mit den für mich tiefschürfenden, romatisch sein sollenden  Worten begonnen: „Ein Blatt vom Kastanienbaum vor unserem Hause fällt auf meinen Fenstersims. Es fällt und fällt...“ 
     Nach der schlechten Zensurnote hatte der Professor in rot noch eine Bemerkung beigefügt: „Abgedroschen, käsig, und ohne persönliche Beziehung“. Diese achtlos hingeschriebenen Worte drangen so sehr wie ein Speer ins Innerste meines romantischen Fleisches, dass ich in der Folge keines der uns als Pflichtlektüre auferlegten Bücher mehr las, sondern -wenn es hoch kam- nur eine zwei- oder dreiseitige Zusammenfassung davon. Mit anderen Worten: Dr. Steiner war für mich als Lehrer erledigt.                                   *
     Die Jahre vergingen, und die Episode mit dem Herbstblatt war längst in mein Langzeitgedächtnis versunken. Doch anläβlich unserer zwanzigjährigen Klassenzusammenkunft kam ich beim Abendessen, wozu auch die noch lebenden Lehrer geladen waren, neben Dr. Steiner zu sitzen. Nach ein paar Gläschen Wein, der uns traditionell die Zungen etwas locker werden lieβ, und nachdem wir gegenseitig viele Geschichten über unsere Reiseerfahrungen als Weltenbummler ausgetauscht hatten, konnte ich nicht an mich halten und brachte die Sache mit dem ehemaligen Aufsatz zum Thema „Dies ist der Herbst“ auf. Ich erzählte ihm, wie mich insbesondere seine damaligen Bemerkungen mit rotem Kugelschreiber neben der schlechten Note zutiefst gekränkt hatten, und wie mir dieses äusserlich so banale Ereignis die Freude an der deutschen Sprache verdorben hatte. Bei dieser Bemerkung erschrak der inzwischen grauhaarig und noch klappriger gewordene Mann so sehr, dass seine fahle Hautfarbe noch farbloser wurde. Es war nun aber zu spät, um meine unpassenden Worte wieder zurück zu nehmen, und so musste das angesprochene Thema zuende besprochen werden.
     Da kam eine tiefe Traurigkeit über diesen netten, alten Herrn, und er erzählte mir, wie meine damalige enttäuschte Reaktion auch bei ihm eine unverhofft-bleibende Erinnerung hinterlassen habe, und er von jenem Zeitpunkt an nie wieder Noten verteilt habe für Aufsätze, die „mit Herzensblut“ geschrieben worden seien. Da verdammte ich die verklemmte Erziehung in meinem Lande, die es verbot, uns gegenseitig offen mitzuteilen. Wie anders wäre es doch gekommen, wenn wir dieses belanglose Ereignis mit seinen groβen Konsequenzen damals schon im offenen Gespräch hätten bereinigen können.                                                                         *
     Und dann war da noch eine andere Sache. Während unserer Reise-Erzählungen an jenem Abend unserer Klassenzusammenkunft, erzählte ich Dr. Steiner, wie ich meine Frau Angelika auf der für uns schicksalshaft gewordenen Insel Ischia erstmals getroffen hatte, worauf er seinerseits schilderte, wie er jahrzehntelang nach Ischia gefahren sei, um die bösen Ischias-Schmerzen an seinem Rücken den aus römischen Zeiten stammenden Heilquellen auszusetzen. Die Insel sei aber von Touristen schon so sehr überlaufen, dass er sich nach einem neuen Ort hätte umsehen müssen und dabei die griechische Insel Tinos gefunden habe, die noch so unberührt und authentisch sei, wie er dies zu Anfang auf Ischia erlebt habe.
     Damit hatte Dr. Steiner mir einen Floh ins Ohr gesetzt, den ich nicht wieder vergaβ. Kurze Zeit später -es war im Juli 1974- musste ich geschäftlich nach Südkorea fliegen und empfand dies als eine gute Gelegenheit, meiner Frau und ihrer Mutter -zusammen mit unserem vierjährigen Sohn- während meiner Abwesenheit eine Urlaubsreise auf dieser Insel zu organisieren. Ich bat einen Freund, der in einem renommierten Zürcher Reisebüro arbeitete, meinen drei Gästen ein besonders schönes, zehn-tägiges Programm vorzubereiten, worauf wir dann praktisch zur selben Stunde alle wieder zurück im Lande sein würden.
     Gesagt, getan. Ich flog halb um die Welt nach Seoul, wo mir in meinem Hotel täglich die „International Herald Tribune“ unter die Zimmertüre geschoben wurde. Doch knappe drei Tage später schockierte mich deren Lektüre durch den unglaublichen Bericht über eine eben ausgebrochene Militärrevolution in Griechenland. In meinen allergröβten Ängsten und Sorgen um meine Familie versuchte ich stundenlang, eine Verbindung zu dem Hotel von Angelika herzustellen, bis ich endlich eine so schlechte Verbindung zuweg brachte, dass ich wenigstens ein paar abgehackte Worte verstehen konnte. Nach diesem kurzen Dialog gelang mir aber keine weitere Kontaktnahme mehr, sodass ich tagelang hinterher in höchster Sorge um ihr gemeinsames Wohlergehen leben musste.
     Glücklicherweise fanden beide Reisen doch noch ein gutes Ende. Mit sicherem Instinkt hatte mein Freund im Zürcher Reisebüro „Tinos“ und „Pylos“ verwechselt. Da Tinos nur von wenigen Touristen entdeckt und hauptsachlich als lokaler Wallfahrtsort bevorzugt wurde, verwarf er diese Insel gleich als unzutreffend und ersetzte das Reiseziel durch die bekanntere Hafenstadt Pylos. Statt mit einer Fähre wie nach Ischia, musste nun Angelika mit ihrem Reisegrüppchen über eine ausserordentlich lange Autofahrt über die unwirtlichsten Berge im südlichen Griechenland den Ort Pylos mit ihrem am Airport gemieteten Mercedes erreichen. Nun war aber leider dieser „Mercedes“ ein so klapprig-altes Vehikel, dass der Motor über die unendlich kurvigen Passstraβen in periodisch wiederholten Abständen beständig überhitzte. Ausserdem erreichte das Dreiergrüppchen in seiner unerwartet ereignisvollen Fahrt über die trostlose Berglandschaft die unmissverständliche Botschaft einer eben ausgebrochenen Militärrevolution, was zur Folge hatte, dass sich sämtliche Tankstellen von der Armee besetzt fanden und sie kein Benzin mehr verkaufen durften. Als sie trotzdem nach 14-stündiger Fahrt nach einer endlosen Serie von Hindernissen endlich den verlassenen Ort Pylos erreichten, entpuppte sich dieses „schönste Hotel am Ort“ als bis aufs letzte Zimmer von Militärs belegt, und wo sich Angelika für ihr Dreiergrüppchen nur noch durch Schmiergeld ein klägliches Zimmer  mieten konnte. Das Essen war scheuβlich, der Strand mit groβen Kieselsteinen gepflastert, und die Soldaten rollten mit ihren lärmig-gepanzerten Fahrzeugen allgegenwärtig durch die Gegend und verunsicherten die Bevölkerung so sehr, dass der Hotel Besitzer die Firma AVIS in Athen verständigen und dort mitteilen musste, er könne weder für den Mercedes, noch für die drei Touristen weiterhin Sicherheit gewähren. Schlussendlich, nach all den schlimmen Erlebnissen, wurden Angelika mit Sohn und Mutter mit einem zweimotorigen, ausrangierten, aber überladenen Flugzeug zurück nach Athen geflogen. Dabei wären sie beim Rückflug beinahe über den Bergen abgestürzt, weil die beiden Motoren erst abwechslungsweise, dann sogar vollkommen, ihren Geist für kurze Zeit aufgaben.
     Ein paar Tage später, nach ihrem ausführlichen Reisebericht über ihren Albtraum -nun aber im trauten Umfeld unseres Heims- drohte mir meine Frau mit einer gewaltsamen Entführung an diesen gottverlassenen Ort Pylos, um sich noch irgendwann in unserem späteren Leben für diese organisierte Ferienreise zu rächen.                                                                        *
     Mit der Erinnerung an meinen Deutschlehrer, Dr. Steiner, verbindet sich die Geschichte eines Generals im Ersten Weltkrieg, die mir mein Groβvater als zwölfjähriger Enkel erzählte: Ein einfacher Soldat, namens Heinrich Müller, sollte von dem General den höchsten Tapferkeitsorden erhalten, doch wurde durch ein administratives Versehen der Name Heinrich Müller versehentlich von der Liste genommen. Bei der nächsten Truppeninspektion entschuldigte sich der General bei Heinrich Müller für die eingetretene Panne und versprach, dafür zu sorgen, dass ihm der Orden ordnungsgemäβ doch noch überreicht würde. Nach ein paar weiteren Wochen, anläβlich der nächsten Truppeninspektion, fragte der General den Soldaten, ob er nun seinen Orden endlich erhalten habe. Da trat Heinrich Müller hervor und berichtete dem hohen Offizier, einem neulichen administratives Missverständnis zufolge habe ein anderer Soldat seines groβen Heeres, der auch den Namen Heinrich Müller trüge, versehentlich den Verdienstorden an seiner Stelle erhalten. Der General aber herrschte ihn mit scharfer Stimme an: „Geh er, er hat kein Glück!“                                         *
     So geht es oft im Leben, auch im Umgang mit Freunden und Menschen, die wir eigentlich besonders gern mögen, nur dass sie uns aus unerklärlichen Gründen, ganz unbewusst und ungewollt, einfach kein Glück bringen. Und davon war mein Deutschlehrer, Dr. Steiner, ein Paradebeispiel. Ich bin ihm aber in meiner Erinnerung deswegen keineswegs gram, nur dass mir diese Episoden eben ein inneres, mildes Lächeln, entlocken, verbunden mit einem unmerklichen, leichten Kopfschütteln. 

                    
New York, den 17. November 2013
   
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Inhalt:
​In der Nacht
​Maria

 
In der Nacht


     Ganz langsam, so wie die Schlange, deren Körper sich ganz allmählich aus ihrer überflüssig geworden Haut löst, so langsam gleitet sein inneres Ich aus dem Zustand eines tiefen Traumes in einen, beinahe unwirklichen, Wachtzustand über -- so nämlich, wie ihn der Yoga-Schüler kennt, wenn seine Sinnesorgane eine überspitzte Wirklichkeit um sich herum wahrnehmen, während der Geist, vom Denkprozess bewusst losgelöst, an seinem unmittelbaren Dasein von Glück hier auf Erden, sich an der Nirvana-Illusion freut, ehe er langsam mit dem Prozess beginnt, sein Denken auf eine höhere Ebene zu erheben.
     Dann aber ändert sich stufenweise auch dieser innere Zustand, denn er weiβ jetzt -ohne seine Augen zu öffnen- dass es um ihn herum stock dunkel ist, ganz wie ein unabhängiges Wissen, ob er seine Augen geschlossen hält oder nicht. Langsam erwacht nun auch sein verstecktes Inneres aus dem Tiefschlaf und genieβt das erhabene Gefühl, wo sich jeder Muskel, jede Sehne, jeder Nerv bei vollem Bewusstsein einzeln entspannt. Wie schön ist diese vollkommene Ruhe, im Verbund mit der Abgrund tiefen Stille um ihn herum. 
     Er liebt diese vierte Dimension der großen Einheit aller äußeren und inneren Dinge, so wie er sie vor fast fünfzig Jahren erlebt hat, als er unter dem Sauerstoffzelt im Spital, nach seinem 32 Minuten dauernden Herzstillstand -vom Tode auferstanden- zurück kehrte, wo ihm alles um ihn herum so unbeschreiblich schön und unschuldig erschien -- gerade so nämlich, wie sich der religiöse Mensch das Bild vom himmlischen Dasein nach seinem Tode vorstellt.
     Er lächelt still vor sich hin bei dem Gedanken, wie sie alle mit entsetzten Gesichtern um ihn herum gestanden, und sich so schreckliche Sorgen um ihn gemacht hatten. Wo sind sie jetzt, denkt er, diese lieben Verwandten, die sich alle, wie die Funken von einer Wunderkerze, in die verschiedensten Richtungen versprüht haben, um allmählich ihr kostbares kleines Lebenslicht mit so unendlich viel wichtiger geglaubten Aktivitäten zu verglimmen? Was ist aus diesen lieben Menschen geworden, deren Unschuld so dahin schmolz wie der Schnee auf einem Feldweg, der, durch viele Wagenräder gebräunt, durch die Sonnenbestrahlung langsam zu einer schmutzigen Pfütze wird, wo man sich  drin besudelt, wenn man in sie hinein tritt?
     Er schüttelt leise seinen Kopf bei dem Gedanken, wie diese durch die Unbill des Lebens verhärmt gewordenen Menschen sich nun, jeder auf seine eigene Art, um ihren eigenen Tod kümmern. Wie die einen religiös wurden, die andern ihren Glauben wechselten, aber wo sich jeder heimlich ein kühles Plätzchen im lokalen Waldfriedhof ausgesucht hat, damit die späteren Friedhofs-Besucher ihr besonders schön geschmücktes Grab mit viel Kopfnicken billigen werden. Ja, vielleicht sogar ein kleines Mausoleum oben drauf, mindestens aber eine feine Bronze-Skulptur mit griechischer Göttin, die mit der Schere den feinen Faden des menschlichen Daseins durchschneidet. Man hat in seinem Leben nicht nur wie die Eichhörnchen so schön viel Geld für den kalten Winter in die Keller der lieben Banken gelegt, sondern dabei auch ein klein wenig an seine eigene Vergänglichkeit gedacht, weil ja die Menschen den Reichen gegenüber ganz andere Hochachtung entgegen bringen, wie etwa den armen Schluckern, die es gerade noch zu einem hölzernen Kreuz über ihrem Grab bringen.                                                                                    *
     Nun ist er hellwach und ärgert sich über sich selbst, weil er eben wieder an seine opportunistische Verwandtschaft gedacht, und sich so einmal mehr seinem innerlichen Ärger ausgesetzt hat, den er doch schon seit langem ein für alle Male abschütteln wollte. Er spürt, wie ihm dieser historische Fluch wie ein innerer Kaugummi an seinen geistigen Schuhsohlen haftet, ohne dass er sich endlich davon loslösen kann...
     Er  öffnet die Augen und freut sich über die Dunkelheit, vor der sich so manche alternde Leute in ihrer Schlaflosigkeit fürchten. Ja, er liebt dieses schwarze Nichts um ihn herum, denn es hilft ihm,  ungestört seinen Gedanken nachhängen zu können, ohne fremde Formen und Farben in sein Gehirn herein zu lassen und damit seine geistigen Monologe zu stören.
     Wie oft in seinem Leben haben seine Mitmenschen seine langfristigen Zielsetzungen übersehen und ihn seit seiner frühesten Jugend mit dem dummen Spruch "Krauses Haar - krauser Sinn" geärgert und zum „Luftibus“ gestempelt, weil sich sein Denken, so wie der Jongleur im Zirkus, der seine zehn Teller auf ihren dünnen Stäbchen mit großer Geschicklichkeit immer wieder in Schwung hält, damit keins herunter fällt – weil sich dieses Denken ununterbrochen in einer Mehrzahl von geistigen Räumen und auf mehreren Ebenen gleichzeitig abspielt. Er spricht fünf verschiedene Sprachen und hat sein Leben in mindestens vier grundlegend unterschiedlichen Lebensräumen zugebracht. Er weiβ, dass die Menschen nicht das verstehen, was er sagt, sondern das, wozu Erfahrung und Wissen sie befähigt, zu verstehen, oder verstehen zu wollen. Trotzdem fällt er aber immer wieder in dieselbe Grube, weil ihm dieser einfachste aller Grundsätze im zwischenmenschlichen Verkehr während seinen Diskussionen einfach nicht einfallen will, worüber er sich dann später immer wieder aufregen muss...                                                                      *
     Er denkt an den Begriff der Unendlichkeit, denn dieses Thema beschäftigt seinen Geist nun schon seit Jahren. Kürzlich hat er ein Buch unter dem Titel „The Beginning of Infinity“ gelesen. Nein, Unendlichkeit kann keinen Anfang und kein Ende haben. Auch die Idee, dass wir Menschen in einem winzig kleinen Stück von Unendlichkeit leben, kann keinen Sinn machen, weil es eben aus zwingender Logik „ein Stück Unendlichkeit“ gar nicht geben kann.

Schon im Alter von 18 Jahren hat er sich im Gymnasium gegen die Mathematik-, Geometrie- und Physik-Unterrichte aufgelehnt, denn er war schon damals intuitiv der Meinung, diese Disziplinen behandelten nur ein winzig kleines Stück einer viel größeren Wahrheit. Zugegeben: vom praktischen Standpunkt her gesehen helfen zwar diese geistigen Gerüste fürs tägliche Leben, aber philosophisch gesehen bringen sie uns nicht weiter als wie der Hund, dem man ein Stück Käse um die Nase gebunden hat, und der nun glaubt, die ganze Welt sei ein riesiges Stück Käse.
     Im menschlichen Leben steck ja auch die Unendlichkeit. Ja, wir sind als Menschen von der Geburt bis zum Tode unendlich. Je mehr die Medizin in die Tiefen des menschlichen Körpers eindringt, desto weiter fächern sich ihre Erkenntnisse in bisher ungeahntem Maße aus: Genome, Stammzellen, multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer, oder die etwa drei hundert verschiedene Krebsarten… Steckt nicht in jeder einzelnen Zelle nicht nur die ganze Entwicklungsgeschichte von hunderten von Millionen Jahren, sondern die unendlich lange Geschichte mit einer ebenso unendlichen Zukunft drin? Nur dass sich eben nach dem Tod jede einzelne Zelle in einen anderen Zustand verwandelt? 
     Ist denn etwa der Ausdruck „Materie“ nicht überhaupt ein Fehlkonzept, das es gar nicht gibt (auβer man schlägt sich den Kopf an einem Balken an)? Und wie steht es dann auch mit dem Faktor Zeit? Wenn es doch keine Materie -oder Masse- gibt, sondern alles in letzter Konsequenz Urkräfte sind, die gleichzeitig unendlich groβ und unendlich klein sind, so ist auch der Faktor Zeit eine Illusion, und dann stimmt in unserem Denkschema auch die dritte Dimension, nämlich der Begriff „Raum“, nicht mehr!  
     Wie lächerlich mutet es an, wenn die meist dekorierten Wissenschaftler unserer Zeit noch bis vor Kurzem dem Weltall ein Alter von etwa 14 Milliarden Jahren zuschrieben und annahmen, es gäbe auβerhalb von diesem Weltall „mathematisch gesprochen“ nichts mehr! Haben sich diese Astronomen und Mathematiker mit ihren unglaublich komplexen Formeln je Gedanken gemacht, dass es, eben philosophisch gesehen, als zwingende Logik auch wiederum eine Unendlichkeit von Universen geben muss?
     Wie spannend ist doch die moderne Quantum Mechanik, wo alle empirisch-physikalischen Gesetzmäβigkeiten unseres täglich Lebens auf den Kopf gestellt sind, weil sie den Begriff der Unendlichkeit missachten, und daher unsere herkömmlichen Wissenschaften als fehl gegangene Kinder der Philosophie als unmündig erklärt werden müssen!...
                               *
     Neben ihm, auf der Matratze, regt sich ein Körper. Seit beinahe fünfzig Jahren hat seine Ehefrau ihr Bett mit ihm geteilt. Und nun hat sein Denkprozess einmal mehr so intensive geistige Wellen verströmt, dass er sie aufgeweckt hat. Nein, er darf ihr das nicht antun, er muss wieder einschlafen. 
     Zurück zum einfachen Leben. Schäfchen zählen: eins, zwei, drei.. -- er sieht sie bildlich vor sich über den Zaun springen, der kleine Schäferhund „Barry“ hinter ihnen her. Ja, so hat dieser Hund von der Schafherde seines Vaters damals geheiβen...
     Nein!, jetzt denkt er schon wieder an ein neues Bild. Er muβ sich etwas Schönes vorstellen – eben keine wirklichen Formen oder Farben. Er muss wieder einschlafen, damit in diesem Schlafzimmer endlich wieder völlige Ruhe Einzug hält. Tief einatmen und gähnen -gähnen ist immer gut!- und dazu ein Lächeln auf seine Lippen setzen...  
     Aber da schleicht sich schon wieder ein neues Objekt in sein Gehirn. Er sieht unvermittelt eine Skulptur vor seinem geistigen Auge: Ein Hintergrund von vier Miniatur-Felsblöcken mit zwei abstrakt-weiβen Figuren im Vordergrund. Er muss die Blöcke aus Polystyrolschaumstoff bauen und mit einer Modeliermasse überziehen. Eine diesbezügliche, noch nicht klar umrissene Idee, kam ihm kürzlich bei der Lektüre eines Artikels im National Geographic unter dem Titel „Birth of Religion – The world’s First Temple“ in den Sinn. Der Fund war in der südlichen Türkei, und die Ruinen sind mehr als elf tausend Jahre alt! Sieben tausend Jahre älter als die groβen ägyptischen Pyramiden von Gizeh und das englische Stonehenge. 
     Die Blöcke in seiner Skulptur muss er gerade und beinahe rechtwinklig machen, um damit den menschlichen Geist zu reflektieren, während seine Figuren im Vordergrund organisch sind und so die Natur widerspiegeln. Ja, er muss in all seine Skulpturen, wo immer möglich, die Dualität von Natur und menschlichem Geist einbringen. Denn in der Natur gibt es auβer den Bäumen, die stets gegen das Licht nach oben wachsen, praktisch keine geraden Linien: Gerade Linien und rechte Winkel sind Erfindungen des menschlichen Geistes...
     Elf tausend Jahre! So schrecklich lang, oder aber nur elf tausend Jahre? Ist das nicht ein Klacks im Vergleich zu den vierzig tausend Jahre alten Gemälden in den Höhlen von Altamira im nördlichen Spanien, was wiederum nichts ist im Vergleich mit em Australopithecus, der als unser direkter Vorfahre vor vier Millionen Jahren gelebt hat? Und da denken wir, was für ein genialer Künstler der Picasso gewesen sei, wo doch hundertsechzig tausend Generationen dazwischen liegen! Ob die Werke von Picasso nach hundertsechzig tausend Generationen noch immer so teuer bezahlt werden...?                                                                          *
     Scheibenkleister – er kann sich um alles in der Welt nicht auf dieses eine Thema konzentrieren, um sich seine Skulpturengruppe so einzuprägen, dass er sie morgen, beim Aufwachen, gleich aufzeichnen kann, um sie dann nicht zu vergessen. Alles andere vergessen, damit er endlich wieder einschlafen kann...
     Vergessen, gegessen. Zeit eilt,weilt, teilt. Ein blöder Spruch. Tja, was reimt eigentlich sonst noch auf das Wort „vergessen“? Messen, pressen, fressen, Hessen, Interessen, Prozessen, und so weiter. Ja, das ist eine ganze Menge. Er ist immer wieder von neuem erstaunt, wie viele Reime es doch gibt...  
                                *
Wieder regt sich der Körper dicht neben ihm. Er atmet den zarten Duft des bekannten Parfüms ein und freut sich, dass er es so gut hat. Ja, sein Geruchsinn ist noch voll intakt, mit zunehmendem Alter eher noch besser geworden. Er riecht oft durch die Klimaanlage, wenn seine Frau den fertigen Braten aus dem Backofen nimmt...
     In diesem Augenblick wird sein Gedankengang -wie durch das Rauschen eines entfernten Wasserfalls- aus der Klimaanlage unterbrochen, wo eben die Heizung angesprungen ist und die absolute Stille seines Schlafzimmers, als Umfeld seiner verrückten Gedankensprünge, jäh durchbricht.  
     Er steht auf, tappert im Dunkeln zu seinem Schreibtisch, ertastet sich dort ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber, und schleicht aus dem Zimmer, die Treppe hinunter, ins Wohnzimmer. Dort will er sein Gedicht zum Tage schreiben. Aber es ist wie verhext, nichts will ihm gelingen. Leise schleicht er ins Schlafzimmer zurück, um sich die kleine Schreibmappe mit den etwa fünfzig angefangenen Gedichten zu holen. Viele davon hapern noch am Versmaβ, bei einigen fehlt nur noch ein einziges Wort.  
     Nach einer Stunde kriecht er in sein Bett zurück. „Shavasana“ - die Totenstellung. Vollkommene Ruhe, nur ein kleines Lächeln steht auf seinen Lippen, denn so wie er einschläft, so wird er träumen und am folgenden Morgen wieder aufwachen. Er ist mit sich zufrieden, denn es ist ihm ein Gedicht gelungen.


Virginia, den 26. November 2013



Maria 

     Ganz so wie sie es jeden Abend vor dem Einschlafen zu tun pflegte, faltete Maria BX-00724 ihre zierlichen Händchen und betete zu ihrem Lieben Gott, er möge sie weiterhin von den vielen, bösen Feinden innerhalb und ausserhalb ihrer grossen Gemeinschaft schützen.
     Maria war ein besonders hübsches, junges Mädchen mit grossen schwarzen Kulleraugen, das sich ihrem religiösen Namen besonders verpflichtet fühlte und die Anspielungen der vielen Männer im grossen Ameisen-Staat mit heftigem Kopfschütteln ablehnte, um ihre geistige Aufmerksamkeit ganz ungeteilt nach innen richten zu können.
     Oft sass sie auf einem Tannenzapfen an einem besonders schönen Aussichtspunkt auf dem krabbelnden Hügel in dem sie lebte und schaute mit überbordenden Gefühlen auf all die riesigen Objekte um sie herum, oft auch nachts bis hoch zu dem leuchtenden Sternenhimmel über ihr, wo sie dereinst nach ihrem Tode neben ihrem lieben Ameisengott sitzten würde. Dann wunderte sie sich über die unglaublich erhabene Beschaffenheit und die unerklärliche Grösse des Universums.
     Maria BX-00724 hasste ihre Schulpflicht, denn sie hatte dort oft das Gefühl, Dinge lernen zu müssen, die sie entweder gar nicht interessierten, oder die einen negativen Einfluss auf ihr künftiges Leben haben würden. Als besonders lästig empfand sie die Sexualkunde für Anfänger als tägliches Pflichtfach, wo sie sich ständig die grässlichsten Demonstrationen eine volle Stunde mitansehen musste, denn sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum der Geschlechtstrieb bei den angehenden jungen Männern so gross war, dass sie sich bewusst nach dem scheusslichen Akt eher dem Tod auslieferten, als sich in Abstinenz den wesentlichen Dingen ihres kurzen Lebens zuzuwenden.
     Dessen ungeachtet war aber der Staat in dem Maria BX-00724 lebte seit Generationen besonders vorbildlich organisiert. Das Sozialgefüge der fünf Millionen Seelen, die hier in Harmonie beisammen lebten, war in vier verschiedene Königreiche aufgeteilt, denen je eine strenge Königin vorstand. Aber sie führten nie Krieg gegeneinander, wie das ja sonst auf der Welt üblich ist, sondern halfen sich gegenseitig wo immer sie konnten. Nur wenn fremde Eindringlinge ihr geschäftiges Leben bedrohten, stellten die Königinnen ein Heer von tapferen Männern zusammen, um den bösen Feind abzuwenden und zu vernichten.
     Leider gab es aber auf dieser Welt noch mehrere tausend verwandte Hügel mit Artgenossen, die beinahe genauso aussahen wie Maria BX-00724, und mit denen war ihr Volk ganz bös verfeindet. Und weil ihre Uhren zwanzig mal schneller liefen als die unserer menschlichen Gesellschaft, so war die Lebenserwartung ihrer Ameisen-Männer ganz besonders kurz. 
     Mit zunehmendem Alter verfeinerte sich der Geruchsinn von Maria BX-00724 ganz ausserordentlich, wie das auch bei all ihren Artgenossen der Fall war. Gleichzeitig änderte sie ihre Ansicht über die starken Männer in ihrer Umgebung so sehr, dass der Liebe Gott schon bald eine untergeordnete Rolle spielte. Sie begann nun, sich in dem kleinen Wassertropfen, der ihr in ihrer Zelle als Spiegel diente, aufmerksam zu betrachten und stellte dabei fest, wie sich beim Lecken ihrer oberen Schulterenden zwei kleine Flügelansätze bildeten, die eine ganz besonders feine Ausdünstung von sich gaben.  
                                *
Die Ameisen-Mond-Jahre verstrichen, und Maria BX-00724 wuchs zu einer bildschönen jungen Dame heran mit besonders attraktiven Fühler-Härchen an ihren sechs Oberschenkeln, während ihre perfekten Kugelaugen beinahe aus deren Sockel heraus zu sprengen schienen.
     Aber die junge Dame achtete nicht auf die unzähligen, nicht so versteckten Anspielungen auf ihre bezaubernde Schönheit, wenn sie täglich von ihrer Zelle in die Hörsäle ihrer Universität eilte, denn sie hatte nun ihre sexuellen Gelüste sublimiert und war inzwischen zu einer weit herum bekannten Kapazität im Bereich der Ameisen-Staats-wissenschaften geworden, deren Rat in besonders delikaten Verfassungsfragen weit herum gefragt und hoch geschätzt wurde.
     Inzwischen war aber die Ameisen-Königin in ihrem Ameisenstaat alt geworden und konnte keine neuen Eier mehr produzieren, worauf die Medizinmänner kurzerhand einen Spezialtrupp von Königinnen-Fressern losschickten, welche die alte Dame unverzüglich und ohne Vorwarnung  auffrassen. Daraufhin wurde eine Sonderkommission mit der Suche nach den zehn schönsten jungen Damen im Ameisenstaat beauftragt, worunter auch Maria BX-00724 fiel.
     Nach einer alten Stammes-Sitte wurden hierauf die fünf Hohenpriester im Königreich als höchste geistliche Behörde im Ameisen-Staat zusammen mit den zehn Jungfrauen für eine ganze Lunar-Ameisen-Woche in ein kleines Zimmerchen eingemauert und erst nach zehn Tagen wieder heraus gelassen. Dort hatten inzwischen die fünf Hohenpriester neun der zehn Ameisen-Jungfrauen aufgefressen, trugen nun aber die neue Ameisen-Königin am zehnten Tage auf ihren Händen und Füssen hinaus auf einen riesigen Festplatz, wo an demselben Tage die Krönung mit einem ausserordent-lichem Aufwand stattfand.
     Und wer war nun diese neue Monarchin? Man stelle sich vor: Die neue Königin war ausgerechnet Maria BX-00724!
                                   *
     Ihr Leben als Königin im Ameisenstaat HP37VQ war das allerschönste, was sich irgendein Wesen auf dieser weiten Welt überhaupt vorstellen konnte: Jeder kleinste Wunsch, der sich auf ihren schwülstigen Lippen auch nur andeutungsweise bemerkbar machte, wurde von den hunderten von Bediensteten aller Schattierungen und Gattungen, die beständig um die Königin herumstanden, unverzüglich erfüllt. Königin Maria erhielt die auserlesensten Engerlings-Säfte, geröstete Oberschenkel von den bösen Ameisen-Feinden, wundervollen Blütenstaub von köstlichen Wald-Disteln, und auch sonst alles was ihr lukullisch-königliches Herz sich nur an Spezialitäten wünschen mochte. 
     Zu Anfang war auch der Akt zur Befruchtung ihrer 200 Ameisen-Eier pro Tag ein sehr aufregendes Erlebnis, doch nach etwa zehn Ameisen-Mond-Jahren ging ihr diese Aufgabe in stets vermehrtem Masse auf die Nerven, bis sie schlussendlich den bis zu jenem Datum noch nie dagewesenen Entschluss fasste, keinen einzigen zeugungs-fähigen Ameisen-Krieger mehr in ihre Nähe zu lassen, worauf sie auch schon bald keine Eier mehr produzierte.
     Königin Maria wusste wohl, was für ein Los sie als stillgelegte Eierproduzentin in ihrem Königreich demnächst erwarten würde. Nicht umsonst hatte sie so lange ihre Ameisen-Staatswissenschaften studiert, um nicht zu wissen, was die Medizinmänner im Staat als nächstes gegen sie unternehmen würden. Deshalb rief Maria klammheimlich die 15'000 Krieger ihrer persönlichen Leibgarde zu sich und befahl ihnen, sämtliche Medizinmänner in ihrem Königreich kurzerhand umzubringen und aufzufressen.
     Nach diesem lebensnotwendigen Akt zu Ihrer persönlichen Selbsterhaltung klappten alle Aspekte in ihrem Königreich für eine Zeitspanne von etwa acht Ameisen-Mond-Jahren so reibungslos, dass täglich neue Delegationen von Ameisen-Königshäusern bei Königin Maria aufschienen, um das Modell des Ameisenstaates HP37VQ auch bei ihnen selbst einzuführen.
                                *
     Zuerst bemerkte es kaum jemand im Ameisenstaat der Königin Maria. Doch schon nach ganz wenigen Ameisen-Mond-Jahren stellte sich in ihrem riesigen Haufen ein akuter Mangel an jungen Arbeitskräften ein, bis die Königin schlussendlich ein besonderes Gastarbeiter-Programm-Dekret erlassen musste, worauf an den Pforten zu ihrem Staat fremde Seelen nur Eintritt erlangten, von denen die Ameisen-Bürokratie wusste, woher sie kamen.
     Diese fremden Eindringlinge übernahmen in der Folge in einem entfernten Bereich ihres Staates einen kleinen Trakt im grossen Ameisenhaufen, wo sie eine kleine Jungfrau zu ihrer heimlichen Königin erkoren, die in der Folge schon im ersten Ameisen-Mond-Jahrzehnt ein ganz neues Heer von jungen Kriegern heranzüchtete.
     Königin Maria bemerkte es wie gesagt zu spät, denn sie war allzu sehr mit den täglichen Routine-Problemen ihres Königreichs beschäftigt, als dass sie ihr Augenmerk auf diese neue Gefahr gerichtet hätte. So kam es, dass eines Tages ein Stosstrupp von nur etwa 120'000 neuen Kriegern in die Gemächer der alternden Königin eindrangen und die Monarchin kurzerhand gefangen nahmen.
     Königin Maria hatte Glück: Zwar wurden 2 Millionen Krieger von ihrer beständigen Armee von der Überfremdungs-Macht kurzerhand aufgefressen, doch die Königin selbst wurde am Leben belassen. Allerdings musste sie in der Folge rund 100'000 neue Gesetze unterschreiben, die dem bestehenden Königreich auf ewige Zeiten unbefristeten Fortgang sicherstellen sollten.
                               *
     Das alles war vor etwa 25 Ameisen-Mond-Jahren, was im Leben eines Ameisenbärs natürlich eine erheblich kürzere Zeitspanne umfasst. Denn nur ein paar hundert Meter entfernt von den vielen Ameisenhaufen im Universum der Königin Maria hatte sich kurz zuvor eine kleine Ameisenbären-Familie eingenistet, die schon in ganz wenigen Ameisen-Bären-Monaten sämtliche Ameisenhaufen im Bereich von etwa zwei Hektaren Wald aufwühlten und bis auf die ganz wenigen, die der Katastrophe entfliehen konnten kurzerhand bis auf die letzte Ameisenseele genüsslich auffrassen. 
     Hätte Königin Maria, als eine der ganz wenig Überlebenden, diese schreckliche Geschichte nicht in ihren Tagebüchern aufnotiert, um sie ihrer Ameisen-Nachwelt als gefährlichen Präzedenzfall vor Augen zu halten, so hätte diese Erzählung hier nie geschrieben werden können.

 
Hilton Head, am 18. Juli 2016 


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