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Eine Auswahl von Gedichten
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Inhalt:
Der Hecht (Im Lichte einer Tiergeschichte)
Der Bϋrokrat (Leute von heute)
Der Herbst ist da (Wie Jahreszeiten dir entgleiten)
Sehnsucht (Das Gem
ϋt steckt im Geblϋ​t)
Lieder (Von Sachen, die uns Freude machen)

Ein Lächeln im Fluge (Licht und Schatten in Manhattan)
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​Der Hecht
Majestätisch wie ein Löwe
steht er unterm Wurzelwerk,
und hinaus nach See und Möve
richtet er sein Augenmerk.
 
Er denkt zurϋck an all die Stunden,
wo selbst er im Gewϋhle war,
bevor er diesen Platz gefunden,
vor etwa einem halben Jahr.
 
Er schaut hinaus auf all die Fische,
die schwärmerisch im Kreise ziehn
und denkt bei sich in seiner Nische:
“Ein Glϋck, dass ich ein Weiser bin!”
 
Ein Lächeln steht auf seinem Schnabel:
wie sϋss hat doch die Braut geduftet,
als damals er -dicht hinterm Nabel-
im Fϋhjahr ihren Leich befruchtet.
 
Wie schmeckte ihm doch die Forelle
-noch heute wird sein Auge nass-
die er sich holte aus der Welle
zum wohlverdienten Hochzeitsfrass.
 
Und wie er schwärmt, und wie er träumt,
ermahnen ihn die Triebe,
dass er den Magen nicht versäumt
ob seinem Drang nach Liebe.
 
Klar wird sein Blick und aufgeweckt,
der Angriff dϋrfte klappen,
die Beute hat er schon entdeckt,
er muss sie nur noch schnappen.
 
Zielstrebig saust er durch die Wogen,
erkennt zu spät die Panne;
vom Fischer wird er hochgezogen
--  und endet in der Pfanne.  
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Der Bϋrokrat
Ein Meilenstein der Zeitepoche
(und auch vom Demokratenstaat)
mit fϋnfunddreissig Stundenwoche
ist zweifellos der Bϋrokrat.
 
Die äussere Erscheinungsform
in Sachen Sex, und auch das Haar,
gehorchen keiner fixen Norm:
im Ganzen ist er unscheinbar.
 
Er ist ein Mensch wie du und ich,
der schläft und isst und trinkt und liebt,
ein biedres Leben fϋhrt und sich
in keinerlei Gefahr begibt.
 
Doch steht er hinter seiner Scheibe,
so wird der kleine Zwerg zum Hϋhn,
er spϋrt den Staat in seinem Leibe
und seine Seele fϋhlt sich kϋhn.
 
Zweihundertfϋnfzig mal am Tage
-abwechselnd mit und ohne Fluch-
erledigt er dieselbe Frage,
getreu nach dem Beamtenbuch.
 
In jedem Mensch steckt ein Genie,
drum tϋftelt denn auch unser Mann,
wie er am Schwanz der Hierarchie
sich selbst Adlaten schaffen kann.
 
Und, siehe da:
Nach sieben Jahren Rätselraten
erfindet er ein grosses, kompliziertes Buch;
nun ist er selber Chef von zwanzig Bϋrokraten,
zu seinem Segen, doch der Welt zum Fluch!


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Der Herbst ist da
(Lyrisches Gedicht)
Kaum bemerkbar war der Wandel
zwischen den zwei Jahreszeiten,
doch nach diesem schlechten Handel
muss man sich nun vorbereiten
auf die herbstlich-kühlen Tage 
und die neue Wetterlage.

Noch hör' ich die Vöglein singen,
aber neulich schon gehemmt,
und die Lust nach neuen Dingen
scheint nun auch etwas beklemmt,
denn der Sommer ist gewichen
und die Euphorie verblichen.

Rabenvögel fliegen krächzend 
überm See und durch den Wald,
und die Eichen biegen ächzend 
sich im Nordwind auch schon bald.
Alles sagt uns im Gespür:
Schnee und Eis steht vor der Tür.

Herrlich sind die Blätter-Farben,
schwefelgelb bis purpurrot,
doch wie schade, dass sie starben
und nun erst, nachdem sie tot,
sich vertun in ihrer Pracht,
die uns so viel Freude macht.

Aus dem Norden, frisch und rauh,
bläst der Wind schon kühl und heiter,
doch des Himmels Türkisch-blau
ist des Malers Wegbereiter,
um mit stark emotionalen
Farben die Natur zu malen.

In der Nacht jedoch herrscht Stille,
beinah wie in einer Gruft;
kein Gezirpe, keine Grille,
nur ein kleiner Moder-Duft
(wie aus einer Blumenvase)
steigt vom Laub in meine Nase.

Aber ich will nich verzagen,
wenn die Tage kürzer werden,
sondern mir im Stillen sagen,
wie es schön ist hier auf Erden,
bringt doch jede Jahreszeit
ihre eig'ne Fröhlichkeit.


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Sehnsucht
Sehnsucht ist die Lust zu küssen,
dort wo uns der Partner fehlt,
und wir phantasieren müssen,
bis der Wunsch das Bild beseelt.

Sehnsucht ist auch dort vorhanden,
wo die volle Kasse fehlt
und der Drang nach fernen Landen
niemals in Erfüllung geht.

Jeder Mensch (mitsamt Verwandten)
trägt in sich den Sehnsuchts-Kern
nach dem fernen, unbekannten,
(nie erreichten), hellen Stern.

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Lieder
Lieder sind ja schöne Sachen,

die den Hörern Freude machen
als ein Hochgenuss auf Erden,
wenn sie schön gesungen werden.

Wenn sie aber fälschlich klingen, 
will ihr Zauber nicht gelingen, 
und die Hörer fühlen sich 
sozusagen „liederlich“.

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Ein Lächeln im Fluge
Ein Lächeln haschte mich im Fluge                     
durch ein Gewirr von Einerlei
ganz unverhofft im Subway-Zuge,
ein Augenblick – schon war’s vorbei.
 
Ich war in einer Trϋbsal-Stunde,
nicht sonderlich beseelt von Mut,
doch jener Wink von zartem Munde,
wie tat er meiner Seele gut!

    Bitte hier euere Denkanstöβe und Kommentare.
    Vielen Dank im Voraus! 

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Inhalt:
Engländer (Jedes Land hat sein Gewand)
​Die Zeit (Philosophie vergess ich nie!)
Still ruht der See (Lyrisches Gedicht)
Der Kuckuck (ImLichte einer Tiergeschichte)
Kinder (Leute von heute)
​Der Wetterfrosch (Im Lichte einer Tiergeschichte)
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Engländer
Engländer haben, als Signet,
ihr Wissen, wie man Schlange steht,
und auch ihr Frühstück ist beträchtlich,
obschon das Essen sonst verächtlich.
 
Sie lieben alle ihre Queen,
für die sie gern ins Schlachtfeld ziehn;
und wenn die Prunkparaden locken,
so haut es alle aus den Socken.
 
Sie sind geschichtlich kultiviert,
oft auch geschäftlich motiviert,
und in politischen Bereichen
sucht man vergeblich ihresgleichen.
 
Sie können über manche Sachen
und über ihresgleichen lachen,
und überspielen meisterhaft
den Gram um ihre Weltherrschaft. 

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​ 
Die Zeit
Wie Wasser rinnt sie durch die Finger,
und bleibt doch ewig stets im Raum.
Sie ist nicht sichtbar, bleibt nicht stehen,
und ist doch mehr als nur ein Traum.
 
Sie saust als Lichtstrahl um die Welt,
wird auch zum Lichtjahr in der Ferne,
und hin und wieder, unverständlich,
zum „Black Hole“ im Bereich der Sterne.
 
Sie steckt in allen Wissenschaften,
auch im Begriff von Energie,
und mathematisch ist sie wichtig,
doch fassen können wir sie nie.
 
Drum ist sie Alles oder Nichts,
bestimmt jedoch das ganze Leben
durch ihren permanenten Zwang,
mit dem wir unser Dasein weben.
 
Doch wenn wir vor dem Spiegel stehen,
um ihre Wirkung zu erkunden,
erkennen wir die Quintessenz
von Jahren, Stunden und Sekunden.

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Still ruht der See
(Ein lyrisches Gedicht)

Still ruht der See.
Doch schon beginnt, wie durch die Hand 
von einer Zauber-Fee
ein sanfter Wind im Morgengrauen leicht zu säuseln,
und aus der spiegelhaften Fläche wird ein unverhofftes Kräuseln.

Der Tag bricht an.
Die Dunkelheit zerrinnt, und ihre Schatten dann
verraten rätselhafte Silhouetten 
von den gespenstisch hoch gewachs'nen Eichenbäumen,
die rings ums flache Ufer die Gestade eng umsäumen.

Sanft bricht der Kiel
von meinem Skiff durchs kühle Wasser-Spiel,
und diese unberührte Stille, wie durch Zeit-Epochen,
wird nur vom Rollgeräusch von meinem Rudersitz
in monotoner Weise laufend unterbrochen.

Ich fühl mich gut.
Schon steigt der dunkelrote Sonnenball wie Feuerglut
am fernen Horizont vom blauen Hügelrand nach oben,
um grüssend einen neuen Tag mit gold’nem Schein zu loben.

Zwei Schwalben zwitschern als Begleiter,
dicht über meinem Kopf, vergnüglich frisch und heiter.
Neugierig folgen sie dem friedlich-leisen Takt 
von meinem Ruderschlag,
und alle drei geniessen wir 
den glücklich-schönen, neu erwachten Sommertag. 
 

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​
Der Kuckuck
Im Frühjahr, wenn die Sonne lacht,
(die allen Leuten Freude macht),
hört man im Freien immer wieder
die monotonen Kuckuckslieder.

Dann machen Viele eine rasche
Bewegung in die Hosentasche,
und wenn dort eine Münze war,
so hat man Geld fürs ganze Jahr.

Der Kuckuck ist ein kluger Wicht:
Mit seiner sperberhaften Sicht
erspäht er all die Vogelfrauen, 
die sich ein schönes Nestchen bauen.

Dort sitzen sie, tagein, tagaus,
und brüten ihre Eier aus,
doch plötzlich liegt ein grosses Ei
vom Kuckucksvogel mit dabei. 

Schlüpft dann der kleine Kuckuck aus,
so wirft er die Geschwister raus,
worauf das Pärchen -unerschüttert-
den fremden Vogel weiter füttert,
ganz stolz auf ihren Nimmersatt,
der sie so abgemagert hat.
---
Auch bei dem menschlichen Geschlecht
ist Mutterliebe meistens echt,
was auch erklärt, dass Kuckucks-List
hier ebenfalls erfolgreich ist. 


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Kinder
Kinder machen ist nicht schwer,
Kinder sein dagegen sehr;
ersteres ist sehr beliebt, 
weil es einen Kitzel gibt.
Zweitens, aber: Kinder sein
fühlt sich wie ein Klotz am Bein,
denn sie kamen hier auf Erden
ohne je gefragt zu werden.
Ausserdem ist beizufügen, 
dass die Eltrn sie oft rügen
und geniessen dann zu zweit
ihre Überlegenheit.

Doch auch Kinder haben Waffen,
um sich Achtung zu verschaffen,
insbesond’re durch ihr schreien,
dass sie auch noch Menschen seien.

Schlimmer werden die Gebärden,
wenn die Kinder älter werden,
dann wird aus den kleinen Tränen
ein Geschrei wie von Hyänen
und der vormals kleine Sohn
macht auf Revolution,
bis auch diese Phase endet 
und es sich zum guten wendet.

So hat jeder seinen Lohn
in der Generation 
die das Schicksal ihm hienieden
als des Lebens Los beschieden. 


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Der Wetterfrosch
Es war eimal ein Wetterfrosch,
dem seine Fähigkeit erlosch,
in jedem Fall die Wetterlagen
mit Sicherheit vorauszusagen.

Befand er sich am Fuss der Leiter,
so wurde es gleich schön und heiter, 
doch sass er oben auf den Sprossen, 
so kam ein Regenguss geflossen.

Man fragte sich von früh bis spät,
ob eventuell die Frosch-Diät
für seine täglichen Gelüste
als Kur geändert werden müsste.

Doch was sie auch mit dem verfluchten
 und deprimierten Tier versuchten, 
stets gingen seine Frosch-Prognosen
in Sachen Wetter in die Hosen.

Schlussendlich liessen sie ihn laufen,
um einen neuen Frosch zu kaufen,
doch auch der neue, schon nach Tagen, 
verwechselte die Wetterlagen.

So gingen sie dann, ungelogen,
zu einem Laubfrosch-Psychologen,
der ging der Sache auf den Grund 
und publizierte den Befund:

Es sei ein Fall so klar wie nie    
von Regenwetter-Allergie,
der sei bei Menschen hier im Norden
 auch ziemlich generell geworden.


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